7 Fragen an … Bettina Obrecht im Porträt

Poesie, Humor, Sprachenvielfalt

Mainautorin Bettina Obrecht ist eine vielfach ausgezeichnete Autorin und Übersetzerin mit einem breitgefächerten Schaffenswerk für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ihr Bilderbuch Wie anders ist alt wurde für den diesjährigen Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Seit der Veröffentlichung ihres ersten Kinderbuchs „Manons Oma“ 1994 sind über 50 weitere Titel von ihr erschienen, viele davon wurden in andere Sprachen übersetzt.

Mehr über Bettina Obrecht auf ihrer Homepage www.bettinaobrecht.de

1. Liebe Bettina, wie bist du zum Schreiben gekommen?

Mit vier Jahren habe ich das Lesen entdeckt – es hat mir Türen in die Welt geöffnet. Schnell konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als selbst solche Türen zu schaffen, andere einzuladen in eine Welt, die ich gestalten, in der ich auch die Themen ansprechen konnte, die mir wichtig waren – und in der ich mich schreibend weit länger aufhalten durfte als beim reinen Lesen. Ich habe mit acht Jahren die ersten Geschichten und Gedichte und Theaterstücke geschrieben , wollte nie wirklich etwas anderes werden als Schriftstellerin und habe später immer weitergemacht. Zunächst Texte für Erwachsene, später – auf Anfrage eines Radioredakteurs – auch für Kinder. Studiert habe ich Übersetzen (Spanisch und Englisch), weil ich Fremdsprachen liebe und mir erhoffte, durch das Übersetzen literarischer Texte später mein eigenes Schreiben finanzieren zu können. Direkt nach dem Studium bekam ich ein Literaturstipendium … und seither lebe ich als Autorin in der freien Wildbahn.

2. Hast du so etwas wie ein Lebensthema?

Jenen eine Stimme geben, die sich vielleicht nicht selbst äußern können, ob Mensch oder Tier. Gerne mit (hintergründigem) Humor.

3. Was machst du, wenn du nicht schreibst?

Nachdenken und Beobachten – das schaltet sich nie aus! Aber parallel dazu: Ich wohne auf dem Land, in einer ehemaligen Mühle mit großem Grundstück, Gemüsegarten, Obstbäumen, Hühnern und Katzen. Da gibt es immer viel zu tun. Außerdem natürlich: Reisen, am liebsten in eines der Länder, mit deren Einwohnern ich mich unterhalten kann.

4. Welches Erlebnis bei einer Lesung ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?

Da gibt es aus dreißig Jahren viele! Aber hier ist eins. Ich war in eine weiterführende Schule in Luxemburg eingeladen. Als ich ankam stellte sich die Frage, in welcher Klasse ich überhaupt lesen sollte – alle hatten Prüfungen usw. Der Schulleiter wanderte mit mir von Tür zu Tür. Schließlich wandte er sich ratlos zu mir um. Ja, er habe da schon noch eine Klasse, eine achte, die wolle er mir aber nicht zumuten, eine Katastrophe, nur Chaoten, das könne gar nicht funktionieren. Ich wollte es wagen. Und siehe da: Es war eine der schönsten Lesungen meines Lebens, die „Chaoten“ waren still und zahm, beteiligten sich und verabschiedeten mich herzlich. Die betreuenden Lehrer waren völlig baff. Mich hat gefreut, dass sie ihre Schüler einmal von einer anderen Seite sehen konnten. Vielleicht ist ja etwas hängen geblieben.

5. Was ist dein Sehnsuchtsort?

Mittelmeer, vor allem Sizilien.

6. Was wünscht du dir für die Zukunft?

Dass die Menschen kritisch mit Medien und neuen Technologien umgehen, diese meinetwegen als Werkzeug nutzen, aber dabei nicht vergessen, was wir als Menschen wirklich sind und brauchen.

7. Welches deiner Bücher liegt dir besonders am Herzen und warum?

Opferland – ein Buch über Mobbing in der Schule, in dem leider sehr viel persönliche Erfahrung steckt. Ich bin immer besonders froh, wenn ich daraus lesen und mit Schülern darüber reden kann. 

Quelle Buchcover: cbj